Dienstag, 7. Oktober 2014

Von Marktausflügen

Mädelsabend steht an, und diesmal bietet mein trautes Heim Platz für die Runde. Für mich steht fest, der Hauptakteur meines Menüs soll die Nachspeise sein – ein Espresso-Schokoladen-Törtchen. Aber nicht irgendeines, nein, das von "Ein klitzeklein(es) Blog". Aber vorher? -sollte der Abend „leicht“ beginnen um ihn dann mit einer Kalorienbombe abschliessen zu können. Der Entschluss wird nach einigem Hin und Her gefasst, es gibt einen

Herbstlichen Salat.


Die Zutaten hierfür finde ich auf meiner Einkaufstour am Wochenmarkt. Ich hoffe auf reife Feigen – alles andere ergibt sich dann spontan beim Gemüsehändler meines Vertrauens. Und so wandert nach gründlicher Inspektion einiges in meinen Rucksack – letztenendes viel mehr als gedacht. Aber wenn einem das Gemüse so frisch und knackig anlacht, die vielen verschiedenen Farben anspringen und erst der Duft von Erde, Äpfel, Birnen, Nüssen, Karotten, Kohlsprossen, Petersilie und noch mehr in die Nase steigt, da kann man doch einfach nicht nein sagen, oder? Am Markt entstehen die wildesten Kreationen in meinem Kopf, die es alsbald zu kochen und probieren gilt, und das will ich gleich heute Abend tun.

Wenn der Gemüsehändler zufällig einmal Zeit hat und nicht einen Kunden nach dem anderen bedienen muss, dann erfährt man auch so einige Tips und Lieblingsrezepte. Aber die Menscheschlange hinter mir wird immer länger und somit mache ich Platz für andere Kunden. Beim Türken finde ich dann tatsächlich die sehr reifen und aromatischen Feigen, aber meine Augen bleiben immer wieder an einer Fenchelknolle hängen. Die muss doch wohl noch Platz in meinem Rucksack finden! Orangen und Fisolen lasse ich diesmal zurück – ich wüsste auch gar nicht mehr wo ich die noch unterbringen sollte! „Aber das nächste Mal…!“ denke ich mir und gehe weiter. Die Schlepperei nach Hause ist wirklich kein Pappenstiel, aber die Vorfreude auf den Abend lässt mich den Gedanken an ich weiß nicht wieviele Kilos Gemüse am Rücken verdrängen. Wie geht’s jetzt weiter? Nach ein wenig Grübeln ergibt sich aus einem kleinen Teil des Einkaufs folgendes Rezept für 5 Personen:

2 Hand voll Vogerlsalat
½ Grazer Salat
9 Feigen
1 große Fenchelknolle
1/8 l warmes Wasser
1 kleine Hand voll Pinienkerne
Olivenöl
Zwetschkenessig
Honigsenf (Maille au Miel)
Zitronensaft
Honig
Salz
gemahlener Kümmel
Chilisalz
Pfanne mit Deckel
Feuerfeste Form
verschliessbares Glas

Die Salate waschen und in mundgerechte Stücke zupfen. Beim Vogerlsalat kann es durchaus sein, dass noch Wurzeln dran hängen, diese entferne ich immer. Danach alles trocken schleudern. Die Pinienkerne bei niedriger Temperatur in einer Pfanne leicht bräunen. Dabei die Pfanne nicht aus den Augen lassen, da die Pinienkerne sonst leicht verbrennen können. Die Kerne nicht dunkel bräunen, denn durch das Braten sind sie noch länger heiß und ziehen noch nach. Dunkel gebräunte Kerne könnten daher später bitter schmecken. Den Fenchel waschen, das Grün abschneiden (ein bisschen für den Salat aufheben und klein hacken) und die Knolle in ca. 0,5 cm breite Scheiben schneiden. Öl in einer Pfanne auf mittlerer Stufe erhitzen, die Fenchelscheiben einlegen und ca. 1 Minute je Seite anbraten. Während der Fenchel auf der 2. Seite brät mit Salz und etwas Chili sowie Kümmel würzen. Mit 1/8 l warmen Wasser ablöschen, Deckel auf die Pfanne setzen und ca. 5 Minuten dünsten. Die Feigen waschen, eventuell den Stielansatz entfernen und dann dort kreuzweise einschneiden, die Schnittflächen auseinander drücken, salzen, mit Honig überziehen (ca. ½ Teelöffel pro Feige) und in eine feuerfeste Form setzen. Bei 200 C° Oberhitze für ca. 5 Minuten im oberen Drittel in den Ofen stellen und „überbacken“ lassen. Für die Marinade 12 Esslöffel Essig, 24 Esslöffel kaltes Wasser, einen Spritzer Zitronensaft, einen Teelöffel Honigsenf, 1-2 Teelöffel Honig, 2 Esslöffel Olivenöl sowie Salz in ein verschliessbares Glas geben. Deckel aufsetzen und alles kräftig durchschütteln. Den Salat vermengen und auf einer Platte anrichten, die warmen Fenchelscheiben und Feigen darauf verteilen, mit dem gehackten Fenchelgrün sowie den gebräunten Pinienkernen bestreuen, Marinade darüber gießen und am besten frisch bzw. lauwarm mit einem Butterbrot genießen.



Ich war selbst erstaunt wie toll dieser Salat geschmeckt hat, und Ratz-Fatz war alles leergegessen. Selbst vom anfangs kritisch beäugten Fenchel blieb nichts übrig.
Auch ich habe lange keinen Fenchel gegessen, denn allein die Erinnerung an Fenchel- bzw. Anistee ließ mir Gänsehaut auflaufen. Selbst jetzt noch möchte ich am liebsten den Raum fluchtartig verlassen, wenn ich diesen Tee auch nur rieche. Gott sei Dank habe ich mich aber vor einigen Jahren dazu aufgerafft dem Gemüse doch wieder eine Chance zu geben, und was soll ich sagen: ich hab mich neu verliebt. Richtig gewürzt ist Fenchel für mich mittlerweile eine absolute Leibspeise geworden, egal ob karamellisiert, in Suppenform oder in der Gemüsepfanne. Nur als Tee…

Eure
Frau Wiese

Dienstag, 2. September 2014

Darf's ein bisserl Chaos sein?

Chaos könnte mein dritter Vorname sein! 
Dabei ist es gerade in der Küche eher praktisch, wenn man Überblick über alles hat und vor allem Ordnung herrscht - überhaupt dann, wenn man Gäste geladen hat und es mehrere Gerichte geben soll. Nun, was soll ich mehr sagen ausser: so bin ich eben nicht. Und so herrscht in meinem "Reich" Chaos bis zur letzten Sekunde. Meistens funktioniert das sehr gut, nur manchmal hab ich eben Tage, da wär strukturiertes Arbeiten von Vorteil, da bräuchte ich jemanden wie Miss L. an meiner Seite, die mir Struktur und Ordnung in mein Werkeln bringt. Blöd nur, wenn Miss L. eben eine der geladenen Gäste ist und somit nicht als "Fels in der Brandung" helfen kann. 

Nach langem hin und her habe ich mich entschieden Burger zu machen, denn die essen alle gern (die Herren der Schöpfung sind ja äußerst wählerisch muss man wissen) Buns, Patties, karamellisierte Zwiebel, Saucen - alles selbst gemacht. Das kann ja nicht so aufwändig sein. Und danach dann einen Vanilla Bean Cheesecake, und zwar genau den hier: http://www.usa-kulinarisch.de/rezept/vanilla-bean-cheesecake-a-la-tgi-friday/ 

Lange dauert er nicht und das Chaos bricht aus: der Wecker läutet rechtzeitig, wird aber gewissenhaft von mir ignoriert. Nach einer weiteren Stunde vor mich hindösen fällt mir dann ein warum das mobile Endgerät am Samstag morgendliche Wecktöne von sich gegeben hat und flux bin ich auch schon draussen aus dem Bett und unter der Dusche. Sachen schnell gepackt - im Laufschritt geht's zum Zug, denn die Bim fährt wieder mal nicht wie sie sollte und deshalb vor der Nase davon. "Morgensport!" denk ich mir, laufe, laufe und laufe- erwische den Zug auch noch - die Freude ist groß. Der Einkauf geht recht gut über die Bühne, zumindest am Markt und beim Fleischhauer...doch dann geht's ab in den Supermarkt! Ich sehe schon beim Reingehen die Menschenschlangen an den Kassen - mir wird schlecht und ich überlege kurz, ob ich nicht einfach irgendetwas anderes kochen soll. Früher Nachmittag, endlich, endlich: ready to go. 4 Stunden Zeit um alles vorzubereiten und zu kochen, die Uhr tickt. Ich gebe Vollgas und beginne mit dem Teig für die Buns, der muss mehrere Male aufgehen. Zwischendurch wird der Cheesecake gebacken. Während die Buns dann endlich im Ofen landen lese ich dann das Rezept für den Cheesecake weiter - oben drauf muss eine Masse aus Schlagobers mit weißer Schokolade. Ich mache mich also ans Werk, beginne mit einer Hand das Obers zu schlagen während ich mit der anderen Hand versuche irgendwie die Schale mit der mittlerweile flüssigen weißen Schokolade aus dem Wasserbad zu bekommen. Funktioniert alles hervorragend, ich muss sogar nicht verarztet werden aufgrund diverser Verbrennungen (juhu). Zu diesem Zeitpunkt ist der Cheesecake nur noch lauwarm - meine ich - also stelle ich ihn auf eine Tortentransportdose, verteile die Obersmasse darauf und verschliesse die Dose danach. Sieht alles toll aus, als ab in den Keller, dort ist's schön kühl. Ich hüpfe noch einmal schnell unter die Dusche und freue mich, dass wirklich alles rechtzeitig fertig geworden ist. 

Dann läutet es auch schon an der Tür - der Besuch ist da und das Essen kann starten. Es läuft wunderbar, nichts ist verbrannt, es schmeckt sehr gut, alles ist durch und rechtzeitig fertig geworden. Ich freu mich schon sehr darauf das "Highlight" aus dem Keller zu holen. Beschwingt begebe ich mich in den Keller, hole den Cheesecake und schon auf dem Weg in die Wohnung zurück denke ich mir "komisch, was ist das weiße da am Rand der Tortenbox?" Langsam  kommt mir die Erleuchtung, mir schwant Schlimmes....endlich wieder in der Küche angelangt stelle ich den Cheesecake auf die Arbeitsplatte, öffne den Deckel und was soll ich sagen, die gesamte Obersmasse hat sich in der Dose verteilt und ergiesst sich ganz wunderbar über meine Arbeitsplatte. So sah also das Ergebnis aus:

Tadaaaaaaaaaaaa! Hübsch, nicht wahr? 

Hier haben wieder mal einige meiner Spezialitäten auf einmal zusammengefunden: Wecker am Wochenende ignorieren, Rezepte nicht fertig lesen VOR dem Kochen, Zeitpläne aufstellen die andere in Verzweiflung bringen würden (knapp, knäpper, Frau Wiese), Chaos de luxe beim Kochen und "das geht schon"-Philosophie. Geschmeckt hat es sehr gut, nur wie so oft bei mir gab's auch hier wieder mal "Essen mit Charakter". Soll heißen: das Gericht ist nicht hübsch anzusehen, schmeckt aber sehr gut! 

Küchenhoppalas passieren immer wieder, und das ist gut so. Vielleicht merke ich mir dann auch irgendwann, dass man geschlagenes Obers nicht auf warme Kuchen geben sollte. Das nächste Mal wird das sicher was, da glaub ich ganz fest daran.

Eure
Frau Wiese