Dienstag, 18. Februar 2014

Tarnen & Täuschen - von einem Schokotortenunfall


Es war soweit, meine erste Torte auf Bestellung. Meiner Großtante hatten also die Weihnachtskekse so gut geschmeckt. Und ich  hab mich so darüber gefreut, dass ich in einem schwachen Moment (wahrscheinlich war mein Hirn vom Zuckerüberschuss zu Weihnachten so benebelt) anbot, ihr doch gerne etwas zu backen. Oder war es reiner Selbstschutz - dass ich endlich backen konnte ohne es essen zu müssen. Oder essen zu können. Weil, wenn ich Muttern etwas für die langen Wochen ohne Kind back dann wird ja mindestens die Hälfte des Backwerks noch verzehrt bevor das Backwerk zumindestens ansatzweise ausgekühlt ist.
Auf alle Fälle wurde also mit Großtante T ein Liefertermin vereinbart. Es sollte ein Donnerstag sein, Schokokuchen. Gut, Schokokuchenrezepte hab ich ungefähr 3 Millionen. Dann fiel mir ja Omas Dr Oekter Jubiläumsbackbuch aus 1933 ein (Oma war die  Schwester von Großtante T) - also unbedingt dort raus. Zumal der erste Tortenversuch aus diesem Büchlein ja geglückt ist. Die Zutaten der "Vorzüglichen Schokoladentorte" waren auch alle vorrätig, inklusive der geriebenen Nüsse, die Weihnachten überlebt hatten und auf eine baldige Verwendung warteten.
Das Glasieren hab ich nicht so drauf (trotz Schokopralinenworkshop und 2 Patisseriekursen) also wollte ich das Törtchen nur anzuckern oder mit geriebener Schokolade bestreuen. Irgendwas halt ohne Glasur. Weil, die Torte soll ja schön sein. Soviel zum Plan.

Am Montag schrieb Großtante T dann, sie würd das Törtchen für ihre lieben Gäste am Sonntag benötigen. Also war mein Plan im Eimer. Eine Torte ohne Glasur oder eingedeckt mit Fondant haltet nie so lang saftig. Am Dienstag war ich frohen Mutes, Mister M machte seinem Titel als Ingenieur alle Ehre und kleidete den Tortenring gewissenhaft mit Backpapier aus, diesmal von innen - weil was beim Backrahmen geht, muss auch beim Ring gehen. Soweit der Plan. Wir vergaßen aber beide, dass wir beim Backrahmen wohl die hässlichen, faltigen Seiten weggeschnitten haben. Bei einer runden  Torte geht das aber irgendwie ein bisschen schlecht.
Die Masse war schnell zusammengerührt - Butter mit Zucker und Dotter schaumig rühren, weiche Schokolade, Nüsse, Mehl, Backpulver dazu und den Schnee unterheben.
Ab in den Ofen, diesmal stimmte auch die Backzeit von 40 Minuten und innerlich jubelte ich schon weil 1) war das Hauptabendprogramm gerettet (diesmal wirklich fernsehen und nicht Backofen-sehen) und 2) die Torte ging ums doppelte auf. Tja, dachte ich... die Torte hatte nach vollendeter Backzeit aber leider andere Pläne und sank wieder wunderbar ein. Vorallem in der Mitte, ein Vulkankrater war nix dagegen! Das komplette Ausmaß der Katastrophe wurde aber erst sichbar, nachdem ich dann den Tortenring mit Backpapier entfernt hatte.
Benutzt never ever Backpapier innen in einem Tortenring! Zumindest nicht wenn ihr die Torte "nackt" wollt :)  Alex von Tortenschlaraffenland empfahl mir die Backalufolie - sie ist gekauft und wartet auf ihren Einsatz :)

Nachdem eh nix mehr zu retten war, ließ ich das Törtchen auskühlen und vertagte das Troubleshooting auf Mittwoch. Zwischendurch überlegte ich noch, ob der Rest Fondant reichen würde, alles einzukleiden. (Oder mich bei Großtante T krank zu melden :) )

Kommt Mittwoch, kommt Rat - ich hatte eine Eingebung - Schokoglasur würde den faltigen Rand kaschieren und gehobelte Mandeln (gelobt sei meine Kaufwut zu Weihnachten!) die hässliche Glasur.
Ich konnte den Abend nicht erwarten :)
Marillenmarmelade hatte ich noch von der Sachertorte, also ging es voll motiviert ans aprikotieren. Weil das so gut klappte, warf ich eine Stunde später Schokolade (200g) und Butter (100g) in meine Glaspfanne, diese dann übers Wasserbad, ließ es schmelzen. Und konnte kurze Zeit später die Torte für meine Verhältnisse echt schön glasieren :)
Und ich muss sagen, ich find die Glasur toll - sie wird nicht so hart und braucht ewig damit sie fest wird, also kann man noch ziemlich lang mit ihr rumpatzen und sie verstreichen.
Die Mandeln mussten trotzdem sein. Und da ich dann schon so gut drauf war, durften es auch noch Fondantrosen sein :)

Laut Großtante T und ihren Gästen (so man ihnen glauben darf) hat's geschmeckt!



Bis zum nächsten Mal,
Eure
Miss L


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