Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten! Und: eine Liebeserklärung an das Weinviertel

Das schönste an Weihnachten für mich ist nicht das Essen, die Krapferl oder die Geschenke, das sind die Familien- und Freundetreffen, aber auch der Spaziergang am späten Nachmittag des 24.12. bevor das Christkind kommt. Wenn man Glück hat, ist das Wetter schön, was nicht unbedingt heissen muss, dass es schneit (ich weiß auch gar nicht mehr, wann wir hier das letzte Mal weiße Weihnachten hatten). Alle ziehen sich warm an mit Mantel, Schal, Handschuhe und Haube, die Hunde werden angeleint und dann geht's los für Mensch und Tier. Raus aus dem Dorf, hin zu den Feldwegen. 

Schon auf dem Weg dort hin merkt man, wie der Autoverkehr immer weniger wird weil alle nach Hause kommen. Alles wird ruhiger, der Stress der letzten Wochen fällt ab. Der Wind zieht über die Wangen wie sanfte Engelsflügel und rötet sie. Ganz klar, es ist Weihnachten, da spürt man sowas! 

Man atmet die frische Luft ein, riecht Erde, nasses Holz, Reste von Laub und dann gibt's auf einmal einen störenden Geruch den man nich einordnen kann. Papa erklärt, dass das die Duftspur eines Fuchses ist. Man bleibt stehen, sieht sich um, und tatsächlich - in einiger Entfernung sieht man an einem Hang die Spuren eines Fuchsbaus, nein, nicht nur eines sondern gleich mehrerer. Oder hat sich da dazwischen auch ein Dachs geschummelt? Nein, der Baueingang wäre da viel größer! Weiter geht's. Die Hunde werden ruhiger, hören auf an der Leine zu ziehen und irgendwie hat man das Gefühl, auch sie begreifen, dass heute ein besonderer Tag ist. 

Die Gespräche verstummen, alle staunen über die Aussicht und die Natur. Natürlich kennt man das, man ist hier aufgewachsen, und trotzdem ist man jedes Mal über die Schönheit dieser Landschaft überrascht und bewegt. Die Weite des Weinviertels, die sanften Hügel, das leicht verschlungene Zayatal, der Buschberg mit seiner Radarstation, die Karpaten in der Tschechischen Republik bzw. der Slowakei, dazwischen immer mehr Windräder: der Ausblick ist gewaltig - do bin i daham! Das Land verändert sich mit jedem Tag der ins Jahr schreitet - das kann man hier wirklich sehen und miterleben. Jeder Tag lässt die Landschaft anders erscheinen, ja an manchen Tagen ist die Sicht so klar, dass man sogar den Schneeberg erkennen kann, und das an der Grenze zu Tschechien. Ergriffen will man weiter gehen, erschrickt aber ob eines Geräusches. Äste knacken, ganz leicht. Die Hunde recken die Nase in die Luft, alle bleiben stehen und auf einmal traut sich ein Reh aus dem Windschutzgürtel, nimmt Reißaus über die Felder. Man folgt dem Tier mit Blicken und sieht in einer Senke, dass hier nicht nur ein Reh ist, nein, es versammeln sich, dort wo es wärmer ist, zig Rehe zusammen. Wir versuchen das Rehrudel zu zählen, einigen uns nach einiger Zeit auf irgendetwas zwischen 70 und 80 Stück und setzten unseren Spaziergang fort. Mittlerweile macht sich wohlige Wärme aufgrund der Bewegung in den Beinen breit. Bussarde und Falken kreisen über die Felder, ab und zu hört man den Ruf eines Fasanes oder es huscht ein Hase vorbei.

Wir sehen auf die Uhr und stellen fest, dass es doch schon später ist als gedacht, also beenden wir unseren Spaziergang und gehen wieder zurück nach Hause. Im Dorf angelangt hört und sieht man fast niemanden mehr. Vielleicht kommt noch jemand aus dem Keller, weil er noch eine Flasche Wein für den Abend geholt hat, vielleicht sieht man noch ein Kind, welches zu Weihnachten zu den Eltern nach Hause kommt, aber ansonten: alles ruhig. Am Ziel angelangt werden die Hunde abgeleint, sie bekommen Leckerlis, frisches Wasser, stehen aber sehr rasch wieder neben uns, sehen uns mit großen Augen an weil sie mit rein wollen. Also: ab ins Haus und eine große Kanne herrlich duftenden Tee machen. 

Und dann: warten. Warten auf Weihnachtskrapferl, warten auf das neue Jahr, warten... Und auf einmal klingelt's, ganz leise und sanft, und man weiß: das Christkind - es ist da!













Frohe Weihnachten!
Eure 
Frau Wiese

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