Mittwoch, 4. Dezember 2013

Keks-Battle: take this, Miss L.!

Der Duft von Zimt, Zucker, Vanille, Orangen, Lebkuchen und Tee hängt in der Luft, die Hände sind ganz weich vom Teigkneten und rot vom Kirschen entkernen. Die Haare scheinen grau zu sein, gut, einzelne Strähnen gibt es wirklich in dieser Farbe, aber das gros ist nur wegen des Mehlstaubes so. Wenn man auf die Arbeitsfläche greift hat man auf einmal Schokolade an den Fingern kleben, immer wieder hört man das Knirschen von Hagelzucker und Zuckerperlen unter den Schuhen. Lachen erfüllt den Raum, Gemurmel schwillt immer wieder an. Untrügliche Anzeichen: Advent und Weihnachten stehen vor der Tür.

Im Gegensatz zu Miss L. geht's bei mir beim Krapferl (so heißt das bei uns!) backen eher traditionell zu. Soll heißen: Fudge, Bars, Cookies, Gingerbread - das "kennen" wir in meiner Familie nicht. Leider gibt's viel zu viele Klassiker, ohne denen ein Weihnachten nicht dasselbe ist. So standen sie auch dieses Jahr wieder am "Backplan". Dieser hat sich allerdings insofern verändert, als dass sich das "Drumherum" geändert hat:

Weihnachtskrapferlbacken war bei uns schon immer Familiensache - keine Frauensache! So kauft mein Papa also ein, meine Mutter steht an der Küchenmaschine und rührt Teige an, ich mache dies am Nudelbrett (wer kennt bzw.  hat das noch?). Mein Bruder knetet alles durch und rollt aus. Gemeinsam stechen wir die Krapferl aus und belegen sie, dann wird gefüllt und verziert, und Papa führt dann wieder die Qualitätskontrolle durch. Das Beste an dieser ganzen, ich würde schon sagen, Zeremonie ist - neben dem rohen Teig essen - das Lachen. Ich kann mich glaube ich an kein Weihnachtskrapferlbacken erinnern, an dem ich nicht mindestens einmal vor lauter Lachen weinen musste, manchmal sogar am Boden lag, weil ich nicht mehr konnte. Mein Bruder ist ja äusserts kreativ muss ich sagen, und da sind entstandene Schneemannfrauen in 3D noch das geringste "Übel". Der Muskelkater in Bauch und Wangen nach solchen Wochenenden ist jedenfalls legendär.

Was hat sich also im Vergleich zu den letzten Jahren geändert?
Es sind weitaus mehr "Teilnehmer" geworden. Plan war: statt 2 Männern und 2 Frauen an einem Tag wüten heuer 5 Frauen an zwei Tagen in einer Küche und backen was der Ofen hergibt! Da Pläne sowieso nie so ausgeführt werden wie angenommen, waren wir dann 7 Weihnachtskrapferlbäcker - wir wurden dann nämlich doch noch tatkräftig von den Männern unterstützt. Beim Auswalken der Teige sind sie halt einfach unübertroffen! Und auch bei den Vorbereitungen waren sie unersetzlich: ihr habt ja keine Ahnung, wie lange es dauert Nüsse zu öffnen, auszulösen und dann zu reiben. "Männern sei Dank" stand dem Backerlebnis also nichts mehr im Weg.

Das Credo unserer Weihnachtsbackzeremonie lautet: Gut schmecken soll's - Aussehen ist nicht alles!

Gebacken wurde folgendes:
Klosterkipferl
Schokoherzen
  
Linzer Augen

Kokosstangerl

Vanillekipferl
Lebkuchen

Ischler

Albertkrapferl

Honigschnitten
Schokobrot
Agnesiaschnitten
Christstollen
Rumkugeln
Nüsse

Brabanterkrapferl

Früchtebrot
Punschkrapferl
(von denen gibt's kein Bild, denn, die sind wie jedes Jahr "Punschkrapferl mit Charakter" geworden - schmecken toll aber sind nicht herzeigbar)

Wir merken also gleich: viele Bäcker heißt viele verschiedene Krapferl! Die Freude ist groß und so wird schon am ersten Tag voller Elan losgelegt sodass am Abend bereits 11 Krapferlsorten in Dosen verpackt auf ihren Verzehr warten. Am zweiten Tag wird dann noch nachgelegt, und dabei entstehen aus den Resten so tolle Sachen wie zum Beispiel: in Schokolade gebettete Rum-Weichseln mit geriebenen Nüssen - die haben's dann auf kein Bild geschafft, so schnell waren die weg.

Ein Rezept für das Schokobrot gibt's jetzt hier noch - das kenne ich in dieser Art nur von meiner Mutter:
12 dag Staubzucker und zwei ganze Eier 10 min. mit dem Mixer cremig rühren, 15 dag Keks zerbröseln (Butterkekse, Spekulatius...was das Herz begehrt). 15 dag Schokolade, 15 dag Kokosfett über einem Wasserbald schmelzen, überkühlen lassen und zur Ei-Zucker-Keks-Masse dazugeben. 2 Esslöfferl Rum (oder 3, oder 4...), 5 dag grob gehackte Nüsse sowie 10 dag Rosinen unterrühren (man kann auch Rumweichseln oder andere eingelegte Früchte bzw. Trockenfrüchte verwenden). Dann in mit Klarsichtfolie ausgelegte Formen füllen und erkalten lassen, in Stücke schneiden und sich auf der Zunge zergehen lassen. Ist ein tolles Rezept zum "Reste verwerten".

Am Ende des zweiten Tages ... waren wir einfach nur noch fix und fertig. Eine riesen Hetz war's, und so viele Krapferl haben wir noch NIE im Leben gebacken! Wer die alle essen soll, weiß keiner, aber ich bin mir sicher, dass sich in den kommenden Wochen in jedem unserer Haushalte ein Krümelmonster einnisten wird, sodass zu Weihnachten nicht mehr viel davon übrig ist. Aber ganz ehrlich: wem schmecken Krapferl zu Weihnachten noch? Die sind doch vorher viiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeel besser! 

Einstimmig wurde auch entschieden: nächstes Jahr wieder!!! Viele Bäcker verderben nämlich nicht den Teig - ganz im Gegenteil. Viele Bäcker haben viele tolle Einfälle und Rezepte und das wiederum bedeutet jede Menge Geschmackserlebnisse.
Eure
Frau Wiese

2 Kommentare:

  1. viel zu früh gebacken, müssen nochmal Nachschub machen....

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    1. :-D na ich glaub, da muss das Christkind was machen - ich hab bis Weihnachten leider keine Zeit mehr :-(

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